der wahlkampf im geiste pumuckls

"castor-transport", usta-magazin 07/99, oktober 1999


 

Ich mag Wahlen, Wahlen sind prima, und ich freu mich immer schon Monate vorher drauf: endlich wieder Wahlwerbung, endlich wieder richtig schöne kunstvolle Plakate mit griffigen, ausgefuchsten Slogans, die unser Kulturleben bereichern. Und der Trend dieses Herbstes: Man reimt wieder! Die CDU sagt "Ja zu Ka". Und zeigt sich so nicht nur schmissig und intelligent, sondern auch geschichtsbewusst.

In der frühen deutschen Geschichte war es noch der germanische Stabreim (die Besserwisser nennen das Alliteration, und wahrscheinlich können die das auch richtig schreiben), der sich noch bis ins späte 19. Jahrhundert hielt, heißt es doch noch in Wagners Rheingold "Welch garstiger Glibber, wie gleite ich aus!". Da war aber der Endreim schon auf dem Vormarsch, und über eine kurze Zeit, in der beide Formen gleichsam vermengt verwendet wurden ("Freitag ist Freutag ist Fix-und-Foxi-Tag", ca.1970) wurde mit dem Pumuckl ("Ah, das reimt sich ja!") schließlich der Endreim zur vorherrschenden Kunstform deutscher Literatur- und Werbelandschaft. Diese Tradition Wagner - Fix und Foxi - Pumuckl setzt nun die CDU gekonnt fort, und niemand zweifelt an ihrem Wahlerfolg.

Ebenfalls ist nicht daran zu zweifeln, dass die CDU das Versprechen "Ja zu Ka" auch einlösen kann und kurz vor Weihnachten einmal im Chor "Ja" vor dem Schloss sagen wird. Ob die PDS auch hält, was sie verspricht? Schließlich plakatiert sie doch mit "Wer bezahlt die neue Messe? Janna Kosack". Aber wenn Frau Kosack doch so reich ist, dass sie die neue Messe bezahlen kann, warum ist sie dann bei der PDS? Dubios, dubios - und viel moderner im Pumuckl-Sinne wäre ohnehin: "Wer bezahlt die neue Mess'? Frau Kosack von der PDS!"

Wahlzeit ist Strahlzeit - Mahlzeit. Und was sich reimen tut, ist gut.

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(c) Lutz Frommberger, oktober 1999

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