Um ein Haar wäre ich Rektor der Uni Karlsruhe geworden. Das war ganz
knapp. Es war wieder so ein Tag, an dem die ganze Zeit das Telefon
klingelt. Erst die Freundin (Du hast dich schon seit gestern nicht
mehr gemeldet!), dann die Mutter (Du hast dich schon seit Weihnachten
nicht mehr gemeldet!), dann das Institut, bei dem ich Studienarbeit
mache (Du hast dich schon seit 6 Semestern nicht mehr gemeldet!) -
alles dasselbe überflüssige Blabla. Und mittendrin der Anruf aus dem
Rektorat: Hi Lutz, hier ist der Sigi. Ich habe ein Problem, ich trete
als Rektor zurück und werde Astronaut.
Ja, Astronaut wars, glaube ich, oder Cowboy. Irgendsowas. Auf jeden
Fall hat der Sigi schlecht geträumt, dass ein Chemiker Rektor würde,
und er sucht jetzt schnell jemand normales. Ich soll doch bitte schnell
an die Uni kommen und den Arbeitsvertrag unterschreiben, der Kevin habe
mich empfohlen. Ich wäre ja auch sofort los gefahren, wenn ich vorher
nicht schon den Rudi auf dem Anrufbeantworter gehabt hätte: Ich soll
doch mal zurückrufen, der Nowotny wär umgeknickt, und der Franz hätte
ihn angerufen und gesagt, der Paul und der Günther wären beide der
Meinung, er solle mich mit nach Japan nehmen, für die linke Seite.
Also sag ich dem Sigi, dass ich mich später melde, und rufe den Rudi
an. Und während der mir dann knallhart eröffnet, tät ihm ja leid, aber
er würde doch den Böhme zur WM mitnehmen, weil bei mir immer besetzt
wäre, also während der Rudi sich windet, ist der Edmund auf der andern
Leitung und sagt, ich solle in sein Kompetenzteam kommen, die Angela
würde sich das wünschen. Ich soll Superminister für Kaltgetränke und
Computerspiele werden, der Schäuble könne das nicht machen, wegen den
Fußpedalen bei den Autorennspielen. Edmund, sag ich, geht nicht, ich
muss Rektor werden, um die Uni vor den Chemikern zu schützen, aber der
Edmund legt nochmal nach: Dann solle ich halt noch den Bildungssektor
dazu übernehmen, da hätte er eh nur ne Frau bislang, und das sei ja
unschön. Das habe ich dann eingesehen und dem Sigi abgesagt. Und keine
zwei Stunden später läuft dieser Counterstrike-Spieler in Erfurt mit ner
Knarre in die Schule und der Edmund streicht die Computerspiele aus dem
Kompetenzteam und mich gleich dazu. Keine Regierung, kein Rektorat,
keine WM. So schnell kanns gehen.
Immerhin habe ich mittlerweile mal meine Mutter angerufen. Die meint,
das wäre alles ganz gut so, wäre eh ein bisschen viel geworden, wenn
ich demnächst die Moderation von "Wetten, dass..." übernehme. Man soll
sich ja auch nicht zuviel zumuten ...
|