"Vor ein paar Monaten habe ich nicht daran geglaubt: Aber ich habe
Karriere gemacht." Keine Angst, das ist natürlich nur ein Zitat, aus
dem Fernsehen, aber ich mache jetzt auch ernsthaft Karriere, mit
n-tv. Ich schaue nur noch n-tv, die sind ganz anders, viel
erfolgreicher. Sogar das Wetter ist da erfolgreich, weil das ist kein
normales Wetter, sondern Business-Wetter. Wen interessiert schon, ob's
in Karlsruhe kalt ist? Addis Abbeba, sonnig, 24 Grad. Regnet nicht in
Äthopien, Gott sei Dank.
"Otto Versand steht für Versandhandel", höre ich. Stimmt. "Infineon hat
weniger Gewinn gemacht als erwartet, deshalb fallen die
Kurse". Logisch. "BASF hat mehr Gewinn gemacht als erwartet, deshalb
fallen die Kurse." Auch logisch. Hoffentlich kommt heute nochmal
"Intelligent investieren mit Zertifikaten". Oder "Von der Riester-Rente
profitieren - private Altersrente mit VHS-Video", hab ich nämlich
beides nicht ganz kapiert. Muss aber einfach sein, wenn jetzt sogar
Tschibo Rentenversicherungen verkauft.
Erstmal Nachrichten. Eine Frau mit einem Topf hartgewordener Spaghetti
auf dem Kopf liest dieselben Naturkatastrophen wie auf andern Sendern
vom Teleprompter ab. Will ich gar nicht wissen, mit Vulkanausbrüchen
verdient kein Mensch Geld. Oder ist das auch "eine Nische im Dschungel
innovativer E-Commerce-Ideen"? Da überzeugt gerade die Firma "black
socks". Die verkauft schwarze Socken. Faszinierend. Der Service richtet
sich an "business-orientierte Männer zwischen 24 und 44, die keine
Zeit haben, Socken zu kaufen" und deren anscheinend nicht
business-orientierte Frauen, Stichwort "Geschenkidee". Die werden sich
businessmäßig freuen. Auf jeden Fall gewinnt der Schlipsträger von
"black socks" für seine E-Commerce-Idee ein "Ticket zum Erfolg". Da
steckt "ganz schön Power drin", sagt die Moderatorin, und ich bin
beeindruckt. Socken - da muss ich auch E-Commerce machen.
Denn "die Zeiten haben sich geändert", stellt auch die Werbung für den
neuen Toyota Corolla fest. Astrid Brauer traf deshalb drei Power-Frauen
aus der Fonds-Branche. Die haben alle Erfolg, sagen sie, weil es egal
ist, dass sie Frauen sind, weil sie Erfolg haben. Und Iris Albrecht von
Fondskapital in München rechnet mit dem Aufschwung, weil niemand mit
dem Aufschwung rechnet und es immer anders kommt als man denkt. So
einfach ist das.
Aber dann die Horrormeldung: Erst 10% der Chinesen haben ein Handy. Und
wer ist schuld? Gerhard Schröder. Und als wäre das nicht genug: Die
Russen trauen ihren Banken nicht mehr. Schuld: Gerhard Schröder. Und
jetzt? Steuern senken, die sind nämlich zu hoch, und rate mal, wegen
wem.
Ein offensichtlich sturzbetrunkenes Großväterchen namens Erich Böhme
salbadert irgendwas von Umdenken und muss dabei mit einem solchen
Schmalbacken wie Friedrich Merz in einem Studio sitzen. Da hätte ich
mich auch besoffen. So will ich nicht enden.
Ich bin geschockt und habe abgeschaltet. Ich muss wohl noch viel
lernen. Ein Hoffnungsschimmer: Carsten Janzing von Hornblower-Fischer
ist morgen zu Gast in der Tele-Börse. "Auf Wiedersehen,
D-Mark. Willkommen, neue Träume".
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